Aufruf von Alina Schwickerath
Liebe Kolleginnen und Kollegen – wir sind gefragt!
In diesen Tagen arbeiten Mediziner, Pfleger, Krankenschwestern, Kassiererinnen, Lageristen…. und viele viele mehr an ihren Grenzen – und darüber hinaus! Sie sorgen mit ihrem Tun dafür, dass Menschen gesunden, bestmöglichst versorgt werden und wir trotz der vielen Einschränkungen eine gewisse Kontinuität und Verlässlichkeit erleben können.
Dazu tragen auch ganz viele Menschen bei, die sich ehrenamtlich engagieren, Hilfsdienste für ältere Menschen anbieten, hauptamtliches Personal unterstützen, wo diese ihre Kapazitätsgrenze erreicht haben.
Ich möchte dazu aufrufen, dass auch wir Berater*innen, Coaches, Therapeut*innen u.ä. uns formieren und unser Know-How einsetzen, um vor allem die sozialen/emotionalen/psychischen Auswirkungen dieser Situation abzufangen und möglichst zu mildern.
So wie Pfleger, Schwestern und Ärzte sich für eine körperliche Gesundung einsetzen, sollten wir uns schleunigst um das seelische Wohl der Menschen kümmern. Hier haben wir unsere Stärken und diese sind mehr denn je gefragt. Nutzen wir sie!
Wenn jede und jeder von uns Berater*innen (und vergleichbaren Professionen) nur 1h / Woche eine kostenlose Telefonberatung anbietet, haben wir schon viele viele weitere Unterstützungsformen geschaffen, um Menschen auch emotional und psychisch durch diese Zeit zu tragen!
Dockt an vorhandene Institutionen vor Ort an und bietet Eure Hilfe an. Nehmt Kontakt mit örtlichen Netzwerken auf und weist dort auf Euer Angebot hin, so dass diese die Information wiederum weiter streuen können. Trommelt lokal eine kleine Gruppe an Coaches, Berater*innen und Therapeut*innen zusammen und erstellt eine Liste mit Anbietern der kostenlosen Telefonberatung, verteilt diese an Kitas, Schulen und weitere soziale Einrichtungen. Nutzt Eure Strukturen und Eure Kontakte, um auch weiterhin möglichst vielen Menschen Zugang zu psychosozialer Hilfe zu ermöglichen. Denkt darüber nach, wie wir Kinder und Jugendliche auch weiterhin direkt erreichen können, so dass auch die Kleinsten ein Wissen darüber haben, wo sie weiterhin Hilfe finden können – gerade jetzt, da ihre externen Ansprechpartner (Schule, Kita, Vereine) wegfallen.
Ich möchte dazu aufrufen, dass wir aktiv werden. Eine Stunde pro Woche – wenn jeder das tut, ist es für den einzelnen nicht zu viel, aber für viele Menschen eine große Stütze!
Bleibt gesund und tragt die (seelische) Gesundheit in die Welt hinaus! Wir brauchen sie mehr denn je!
Eure Alina Schwickerath
6 Antworten auf „Wir sind gefragt!“
Liebe Alina,
Du sprichst mir aus der Seele!
Da ich genau die gleiche Idee hatte und möglichst schnell kostenlose Hilfe anbieten möchte, kam mir die Idee Coaching mit PEP online per Zoom oder Skype anzubieten.
Eine liebe Kollegin, die bereits ein paar Schritte weiter war als ich, hat bereits eine Hilfeseite im Web.
>>> http://www.stark-durch-corona.de <<<
Dort können Hilfesuchende verschiedene Angebote für professionelle Hilfe finden. Eine kostenlose Coachingeinheit kann direkt über die Seite "gebucht" werden!
Über meine eigene Seite kann man auch auf das kostenlose Angebot zugreifen.
Liebe Grüße
Stefan
Lieber Stefan,
vielen Dank für Dein Feedback und Deinen wertvollen Hinweis auf das Angebot Deiner Kollegin.
Stark!
Ich hoffe, es wird rege genutzt!
Gutes Gelingen und liebe Grüße
Alina
Liebe Alina, auch ich habe mich einer Corona-Soforthilfe ehrenamtlich für eine Hotline zur Verfügung gestellt: Aktive Stuttgarter. Dort verteilt ein erste Ansprechpartnerin die Anrufenden an Experten. Noch scheinen die Leute aber noch mit Doings, Struktur usw. beschäftigt zu sein . Und auf meinem YouTube-Kanal habe ich 5 Kurze Filme mit den grundlegenden Techniken von PEP hochgeladen – da kann ich die Leute drauf verweisen, wenn sie es nochmal vertiefen wollen. Jetzt natürlich noch komplexer und mit dem super Karten-Deck von Michael und Sabine …
Liebe Carmen,
vielen Dank für Dein Feedback und Dein Engagement vor Ort!
Vielleicht ist es auch nur vermeintlich so, dass die Menschen noch mit Doings und Struktur versorgt sind – wie Du beschreibst. Erste Unsicherheiten, Ängste, Sorgen, Anspannungen werden vermutlich schon da sein. Den Schritt zu gehen, sich aufgrund dessen proaktiv externe Hilfe zu suchen, ist vielleicht noch zu groß und ungewohnt – für die meisten!
Umso wichtiger auch Angebote wie von Michael und Sabine und die bekannte Hilfe zur Selbsthilfe. 🙂
Da die Notwendigkeit an externer Hilfe zunehmen wird, ist es umso wichtiger die Strukturen bereits jetzt so aufzubauen, wie auch ihr es vor Ort macht – damit sie dann im Akutfall auch entsprechend schnell abrufbar sind.
Immer weiter mit dem Engagement! Super! 🙂
Liebe Grüße
Alina
Das klingt zwar sehr richtig, ist aber leider in der Praxis ein frommer Wunsch. Ich habe diverse Krankenhäuser, Seniorenheime, Pflegeeinrichtungen, Supermärkte, den Bürgermeister meiner Stadt, die Lokalpresse und weitere Institutionen angemailt und angerufen: „wir brauchen sowas nicht.“
Und nun?
Lieber Björn,
super Einsatz! Engagement voller Energie! Ich freue mich sehr darüber! Genau das brauchen wir! Klasse!
Vermeintlich scheinen Deine Adressaten Dein Angebot allerdings nicht zu brauchen. Vermeintlich…
„Und nun?“ so Deine Frage…
Da habe ich mehrere Überlegungen dazu….
… in akuten Krisen schaltet der Körper auf Notfallversorgung, bedeutet FUNKTIONIEREN! Alles andere gerät aus dem Blickfeld. Vielleicht müssen die Menschen, die Du kontaktiert hast, sich auf ihre Arbeit fokussieren und dürfen sich selbst nicht zumuten, über ihren Alltag weiter nachzudenken, zu sprechen, in Frage zu stellen. Vielleicht würde das zum Kurzschluss führen.
… Vielleicht sind jene Einrichtungen, die Du kontaktiert hast, noch in einer zwar stressigen, aber noch leistbaren Arbeitsphase. Vielleicht planen und organisieren sie viel, sind aber noch nicht derart hohen und dramatischen Belastungen ausgesetzt wie möglicherweise Kollegen an der Grenze zu Frankreich.
… Menschen, die bislang alles alleine (und mit guten Freunden) ausgehalten und im Leben gemeistert haben, könnten noch zu große Blockaden haben, externe Hilfe anzunehmen. Es passt (noch) nicht zum bisherigen Selbstbild, professionelle Unterstützung zu benötigen und in Anspruch zu nehmen. Vielleicht würdest Du in zwei Wochen eine andere Antwort erhalten.
… Vielleicht würdest Du auch eine andere Antwort erhalten, wenn Du die Kassiererin bei Deinem nächsten Einkauf direkt fragst. Vielleicht würde Sie Dir anders antworten als der Filialleiter. Wie ich in meinem Blogbeitrag schon hinsichtlich Kindern und Jugendlichen geschrieben habe – wie kommen sie an die Informationen, wo sie Hilfe erhalten können? Also: wie könntest Du Krankenschwestern, Pfleger, Kassiererinnen und Co direkt erreichen – die Menschen, die an der Basis sind? Wie bekommen sie die Information, dass es Dich und Dein Angebot gibt? Leg‘ der Kassiererin / dem Kassierer bei Deinem nächsten Einkauf doch einfach Deine Visitenkarte dazu. 😉 Sie/Er wird sich bei Dir melden!
… und nicht zu vergessen: die ganzen Familien, Kinder und Jugendliche, hier gibt es ganz sicher Bedarf. Das zeigen bereits gestiegene Anrufzahlen bei Angeboten wie Telefonseelsorge, Nummer gegen Kummer und Co. Hier ein paar Ideen, die wir hier vor Ort umgesetzt haben:
– in unserem beschaulichen Kaltenengers haben wir eine eigene Liste von lokalen Hilfeangebote erstellt und ortsintern an die Kinder bzw. die Eltern der Kita und Schule verteilt
– die Stadt Koblenz hat eine eigene Corona-Seite auf Ihrer Website erstellt, wo die lokalen Hilfeangebote für Familien aufgelistet sind, stetig aktualisiert, die zuständige Leiterin des Netzwerks Kindeswohl, mit der ich bzgl. Informationen für Familien gesprochen habe, hat dazu einen Brief an die Eltern geschrieben und über alle Koblenzer Schulen und Kitas an diese verteilen lassen
– ich habe den Kitas, mit denen ich im Rahmen von Trainings/Coaching zusammenarbeite, mein Angebot der kostenlosen Telefonberatung weitergegeben. Manche Kitas rufen nach und nach alle Kinder mal Zuhause an, dort geben sie mein Angebot an die Eltern weiter – Rücklauf garantiert. 😉
Bleib‘ dran!
… zu guter Letzt der Gedanke an unseren stetigen Begleiter als Coach / Berater und Co : wen haben wir vor uns? Besucher, Kunde oder Klagender? Die von Dir kontaktieren Einrichtungen fühlten sich wohl eher weniger als Kunde… Und wie immer, können wir uns mit unseren Kompetenzen nur zur Verfügung stellen, inwiefern unser Angebot genutzt wird, muss jede / jeder für sich entscheiden.
Was wir machen können – und sollten – ist, Angebote zu schaffen und vorzuhalten, um sie dann sofort zum Einsatz bringen zu können, wenn sie gefragt sind. Das gilt im medizinischen, pflegerischen wie eben auch im beraterischen Kontext. Wenn wir alle Strukturen erst schaffen, wenn die Akutphase da ist – werden wir auf allen Ebenen verlieren.
Also mein Appell: Mach‘ weiter! Bleib‘ dran! Lass‘ Dich nicht entmutigen! Auch die von Dir kontaktierten Einrichtungen werden Unterstützung brauchen! Vielleicht möchtest Du schnell aktiv werden (und es geht so jetzt gerade nicht schnell genug)? Dann schließe Dich vorhandenen Strukturen bei Dir vor Ort an und/oder initiiere kleine feine Angebote, die garantiert auf offene Ohren stoßen (Familien, s.o.). Vielleicht möchtest Du Dich so positionieren, dass Du sofort einsatzbereit bist, wenn der Anruf der Klinik in zwei Wochen kommt und sie Dein Angebot doch wahrnehmen möchte.
Und nun? Wie auf so viele Fragen in diesen Tagen, gibt es darauf keine abschließende Antwort.
Ich kann nur sagen:
Ich fänd’s klasse, wenn Du dabei bleibst und Deine Kompetenzen einsatzbereit hältst – nur so für den Bedarfsfall, falls der Kassierer oder die Krankenschwester oder die alleinerziehende Mutter doch noch anrufen…
Gutes Gelingen und weiter so viel Engagement und gute Ideen wie bisher!
Liebe Grüße
Alina