Beitrag von Michael Bohne
Liebe Blogleserin, lieber Blogleser,
mir ist es wichtig, an dieser Stelle zu erwähnen, dass ich als Mitinitiator der Aktion INNEN-LEBEN besorgt bin über die weltweit grassierende Emokokken-Angst-Pandemie. Wir können zzt. recht gut beobachten wie hochinfektiös Ängste sind und wie bereits viele Menschen sekundär traumatisiert sind von den vielen Berichten und Bildern vor allem aus Italien, aber auch von den Börsenberichten und den einschneidenden Maßnahmen, die nun weltweit zur Anwendung kommen.
Auch die mediale Fokussierung und Zählung der Infektionsfälle, die Berichterstattung vor allem über das entstandene Leid und die Spekulationen über Worst-Case Szenarien dürften ihren Anteil an dieser emotionalen Ansteckung haben.
Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sind teils drakonisch und immer mehr Menschen bezweifeln, ob das alles so sinnvoll sein kann. Immer mehr wird befürchtet, dass die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus gefährlicher sein könnten für die Gesellschaften und somit auch für die Menschen, als das Virus selbst.
Ich kann natürlich auch nicht einschätzen, wie gefährlich das Virus tatsächlich ist und was nun die richtigen Maßnahmen sind. Mir bereitet jedoch Sorge, wie immer mehr Menschen, auch Politiker, Journalisten und andere Entscheidungsträger komplett von Angst und Furcht absorbiert sind und viele Entscheidungen von größter Tragweite nun auf dem Boden dieser Ängste oder der unbewussten Angstabwehr getroffen werden. Angst ist ein schlechter Berater. Wer in Angst ist, schwächt nicht nur seine physiologische, also körperliche Immunkompetenz, sondern neigt auch eher zu schwarz/weiß Denken. Die Grautöne verschwinden. Die Börse stürzt ab.
Auch die Zwischentöne im Diskurs über die Sinnhaftigkeit der Maßnahmen sind zumindest verblasst, wenn nicht sogar schon gänzlich verschwunden und man kann eine besorgniserregende Ambiguitätsintoleranz (also die Unfähigkeit Mehrdeutigkeit auszuhalten) feststellen. Die Menschen feiern entweder alles, was offizielle Stellen, wie z.B. dem RKI (Robert-Koch-Institut) oder den Regierungen herausgeben wird oder verfallen in Verschwörungstheorien oder präferieren einzelne Kritiker, bzw. Experten. Aber irgendwie feiern viele ausschließlich ihren persönlichen Protagonisten und wiederholen zweifelsfrei dessen Meinung. Dies könnte auch ein Zeichen der Angst, bzw. der unbewussten Angstabwehr sein. Ängstliche Massen lassen sich leicht verleiten und verführen, auch deshalb ist ein klarer Kopf und ein ruhiges Gemüt nun sehr wichtig.
Egal, wie gefährlich oder ungefährlich das Virus und die Maßnahmen dagegen sind, ich bin überzeugt davon, dass ein rationaler, angstfreier und multiperspektivischer Diskurs die beste Medizin ist – gegen das Virus und gegen die infektiösen Ängste. Auch deshalb haben wir die INNEN-LEBEN Karten entwickelt und diese Website INNEN-LEBEN – „Hilfe zur emotionalen Selbsthilfe“ entwickelt und den Menschen zur Verfügung gestellt. Es geht auch ein Stück um die Demokratisierung von emotionaler Selbsthilfe und um die Immunisierung unserer limbischen Systeme zur Abwehr von fremdem Zugriff.
Deshalb war es mir auch wichtig auf Taiwans Coronamanagement hinzuweisen https://www.innen-leben.org/2020/03/30/was-taiwan-besser-macht/ . Ich würde mir wünschen, dass die Bundesregierung und das RKI sich von Taiwan beraten lassen. Denn dort ist sehr viel Expertise vorhanden, vieles wurde richtig gemacht, die Infektionszahlen und die Zahlen der gestorbenen Menschen sind extrem niedrig und was man so hört, geht das Leben relativ ungestört weiter, zumindest im Vergleich zu dem, was wir hier gerade erleben.
Existenzielle Krisen haben auch das Potential fremdenfeindliche Nationalisten und Rechtsradikale zu stärken. Den Rückzug auf den Nationalstaat erkennt man zzt. auch an den wieder errichteten Grenzen innerhalb Europas, an den Einreiseverboten vieler Länder, sowie an den Rückholaktionen bezüglich der eigenen Landsleute der jeweiligen Länder.
Somit erscheint es mir auch enorm wichtig und Zuversicht machend, dass die INNEN-LEBEN Karten zur Stunde in mittlerweile über 20 Sprachen übersetzt werden. Neben den europäischen Sprachen sind darunter auch Chinesisch (Lang- und Kurzzeichen), Farsi, Hindi und Arabisch. So etwas kann Menschen verschiedensten Länder miteinander vernetzen und Gefühle von Verbundenheit und Solidarität über Länder- und Kulturgrenzen hinaus stärken.
Kommt gut durch diese beispiellosen Zeiten und denkt weiterhin an die besten Impfstoffe gegen Emokokken, nämlich Leichtigkeit, Zuversicht und Humor. Gerade in solch ernsten Zeiten kann man Leichtigkeit, Zuversicht und Humor gar nicht ernst genug nehmen.
Euer Michael
3 Antworten auf „Ist die Angstpandemie schon gefährlicher als die COVID 19 Ausbreitung?“
Lieber Herr Bohne,
mit vielem, was Sie schreiben bin ich sehr einverstanden. Allerdings finde ich es problematisch, wenn Sie unterstellen, dass Journalisten und Politiker „komplett von Angst und Furcht absorbiert sind“ und „viele Entscheidungen von größter Tragweite nun auf dem Boden dieser Ängste oder der unbewussten Angstabwehr getroffen werden“. Das ist erst einmal ihre Phantasie und kein Fakt. Das wäre aus meiner Sicht gut, dies entsprechend kenntlich zu machen. Denn m.E. sind es genau solche Eindrücke, die sich festsetzen und dann Stoff für Verschwörungstheoretiker und auch Rechtsradikale sind.
Ansonsten eine tolle Website, die Sie hier auf die Beine gestellt haben.
Herzliche Grüße,
Oliver Teufel
Lieber Oliver Teufel,
habe gerade gesehen, dass Sie mich da etwas ungenau zitiert haben. Der vollständige Satz lautet: „Mir bereitet jedoch Sorge, wie immer mehr Menschen, auch Politiker, Journalisten und andere Entscheidungsträger komplett von Angst und Furcht absorbiert sind und viele Entscheidungen von größter Tragweite nun auf dem Boden dieser Ängste oder der unbewussten Angstabwehr getroffen werden.“ So wie Sie mich zitieren, würde ich das nie sagen.
Trotzdem vielen Dank für den Hinweis :-).
Hier auch ein Link zu einem sehr interessanten Interview mit Juli Zeh in der Süddeutschen Zeitung, die in die gleiche Richtung wie ich argumentiert https://www.sueddeutsche.de/kultur/juli-zeh-corona-interview-1.4867094